HOFgesang (PDF)

vielfältig – bewegend – denkwürdig –
bewusstseins e  r  w  e  i  t  e  r  n  d

Eine Initiative zur Rückeroberung der Höfe für die Anwohner/innen - mit Chorgesang

Das gab’s noch nie: In hundert Innen- und Aussen-, Vorder-, Zwischen- und Hinterhöfen erklang Chorgesang, im Frühsommer 2006, in der Stadt Zürich. Jeder dieser Gesänge liess auch die Frage nach der Bedeutung anklingen, die wir diesen wertvollen Aussenräumen geben wollen, eine Frage in Form unmittelbaren sinnlichen Erlebens. Sechzig Chöre und Schulklassen machten der Rückseite der Stadt den Hof. Sie gaben Impulse, die über die Stadt hinaus Widerhall fanden.
Seither haben mehr als zehntausend Hofsänger/innen in Zürich, Bern, Schaffhausen und im Niederbayrischen Landshut im Wonnemonat für menschenfreundliche Höfe, für Lebensräume gesungen. Erstmals engagiert sich damit das Chorschaffen aller Sparten, Kulturen und Generationen für ein gemeinsames gesellschaftliches Anliegen. Die Chöre bezaubern das Publikum und verzaubern die Höfe, darüber hinaus stehen sie selber als Modelle für gelebte Nachbarschaft.

Wie kam es zu dieser Initiative?

Die Rückseite der Stadt ist weitgehend unbekannt, obwohl die Zwischenräume rund ein Viertel des Stadtraums einnehmen, spricht kaum jemand davon. Noch vor wenigen Jahrzehnten beherbergten sie Kleingewerbe, ein Gemüsebeet, es wurde Wäsche zum trocknen aufgehängt, Teppiche wurden geklopft, Betten gesonnt: Die Höfe waren Werkplätze und damit auch Begegnungsräume. Die Kinder machten sich als Zaungäste oder Hilfskräfte mit der Arbeitswelt vertraut und fanden ihre Nischen zum Spiel.

Und heute? Sind es Parkplätze. Mindestens dreiviertel von ihnen. Damit ist ein grosser Teil der Stadtbevölkerung nicht nur eines wesentlichen Elements ihrer Wohnqualität beraubt, der zunehmend multikulturell zusammengesetzten Anwohnerschaft wurde buchstäblich der Boden entzogen auf dem gute Nachbarschaft wachsen und gedeihen könnte. Dieses Manko gefährdet die friedliche Koexistenz. Denn Nachbarn, die von einander unfreiwillig die bevorzugten TVProgramme kennen, die Toilettenspülung hören und anderes mehr, die sich aber nie begegnen und kennen lernen, werden weniger Verständnis für einander aufbringen, Konflikte sind dann nicht weit.
Und trotzdem sind Qualität und Funktionswandel der Höfe - wir sprechen von den Altliegenschaften - für Politik und Fachwelt in der Schweiz bisher kaum ein Thema. Daher rät der HOFgesang zur Wurzelbehandlung: zur Rückeroberung der zweckentfremdeten Höfe für die Nachbarschaft.

Und wie soll dies geschehen?

Die Hofsänger/-innen wollen der gesellschaftlichen Vereinzelung und Desintegration etwas entgegenhalten. Gesang allein wird die Marktgesetze nicht aus den Angeln heben, Parkplätze werden profitabler bleiben als Blumenbeete, Gartenbänke und Sandhaufen. Trotzdem stellen die Hofgesänge die herrschende Parkordnung in Frage. Anwohner/-innen, Eigentümer/-innen und Verwaltungen werden ermuntert, gemeinsam Wege zu suchen, wie aus tristen Abstellflächen Wohnhöfe, Spielhöfe, Ruhehöfe, Traumhöfe, Naturhöfe werden, oder zumindest ein paar Schritte darauf zu gemacht werden könnten. Allein schon der bewusste Umgang mit der gemeinsamen Nutzung kann sich positiv auswirken auf nachbarschaftliche Beziehungen, auf Identität als Teilhaber an einem gemeinsamen Gut. Der Hofgesangsverein und die Stadtverwaltung bieten den Betroffenen, und Veränderungswilligen beratende Unterstützung an.
HOFgesang schafft damit Raum für gute Nachbarschaftskultur und ein einen Beitrag an die Stadtverbesserung, als Vermittler zwischen den Kulturen, als Kulturvermittler.

Um Bewegung auszulösen, wählen die Hofsänger/innen einen nahe liegenden Weg: Sie setzen sie sich selber in Bewegung: So wird Chorgesang der breiten Bevölkerung, auch der nicht konzertgewohnten, buchstäblich nahe gebracht - unter ihre Balkone und Küchenfenster. Die Bevölkerung kann eine reiche Gesangskultur wirklich live erleben, diesseits des Bildschirms.

Den Chören bietet die Stadt zweitausend offene Konzerträume und das Dilemma, mit Amseln und Spatzen um die Wette -, oder gegen Parkverkehr anzusingen, und die Gelegenheit, ein neues Publikum zu gewinnen und die Aufmerksamkeit der Medien zu wecken. Im Hof ergibt sich leicht ein spontaner persönlicher Kontakt zwischen dem Chor und seinen Zuhörer/-innen und damit die Chance, auf ein Zusammentreffen mit verwaisten Stimmen.

Wer aber ist HOF gesang?

Eine unabhängige, private Initiative, getragen vom Hofgesangsverein, dem gesellschaftlich engagierte Personen angehören, die auf die bewusstseinserweiternde Kraft der Musik bauen und die Menschen mit Chorgesang auf die soziale Bedeutung der Höfe aufmerksam machen wollen. Die Initiative ist gesellschaftlich breit abgestützt, die steht unter dem Patronat von Persönlichkeiten aus Kultur, Bildung und Stadtentwicklung. In erster Linie aber lebt die Bewegung vom Enthusiasmus die Hofsänger/innen.

Und wie geht es weiter?

Alle zwei Jahre sorgt HOF gesang im Frühsommer für den guten Ton der Stadt Zürich, und dafür, dass die Chöre gehört und die Höfe erhört werden. Gegen das Hofgesangsvirus ist noch kein wirksamer Impfstoff auf dem Markt. Wir sehen der drohenden Epidemie freudig entgegen, denn Menschen in allen Städten brauchen Höfe zum Entdecken, Lauschen, sich berauschen, Lachen, Streiten und Ruhen, zum Leben eben.

HOF gesang, Initiant
Andreas Diethelm

HOFgesang
Badenerstr. 18
8004 Zürich


www.facebook.com/HOFgesang
www.youtube.com/HOFgesang
Mobile +41 79 224 55 23

www.hofgesang.ch
– der Wegweiser zum mobilen Chorgesang
– das Fenster auf freundliche und freudlose Höfe