Echo vom 1. zürcher HOFgesang 12. Mai – 1. Juni 2006
Die Hofgesänge sind erst Mal verklungen, aber sie hallen nach in denen, die sie erlebt haben, nachhalltig halt. Eindringliche Momente voller Sang und Klang, Lust und Laune, Weh und Leid und Feierlichkeit haben die am ersten Zürcher Hofgesang beteiligten 1700 mitwirkenden Sänger/innen sich und dem Publikum geschenkt.
Manche Zuhörerin war als Zuschauerin entweder von der Harmonie von
Erscheinung und Klang eines Hofs berührt, oder aber durch den krassen
Gegensatz gekränkt und herausgefordert worden. Es hat unmittelbar
eingeleuchtet, dass umwohnte Höfe Lebensräume sein sollen.
Zürich hat seine Höfe erhört. ob es den missbrauchten und
leblosen unter ihnen auch konkrete Hilfe leistet, muss sich erst weisen.
Die Hofgesänge haben die Marktgesetze nicht aus den Angeln gehoben,
Parkplätze bleiben rentabler als Spielplätze – und doch: manches
ungeahnte Idyll und mancher trostlose Fleck Zürich wurde von vielen
erst als Kulisse des Hofgesangs kennen gelernt. Anwohner und Besucherinnen
haben nun kleine und feine Geschichten von diesen Auftritten zu erzählen,
und von dem Räume und Menschen verbindenden Hofgefühl berichten,
es vielleicht weiter tragen, oder gar zum Anlass nehmen, sich persönlich
um ihren Hof als Begegnungsort zu kümmern.
Das Chorschaffen konnte erstmals in all seinen Formen von einer breiten Öffentlichkeit erlebt werden, und nicht nur vom geübten Konzertpublikum. Der Impuls des Hofgesangs hat die Chorszene förmlich in Bewegung versetzt, den 60 mitwirkenden Chören ist die frische, wiewohl bisweilen recht feuchte Luft gut bekommen.
Chöre können mit ihrem Klang Höfe verzaubern. Chöre können darüber hinaus als Modelle für gelebte Nachbarschaft stehen.